Biofeedbacktherapie in der Praxis für Psychotherapie Heinz-Werner Bähr.
Wie kann man am Besten lernen, entspannt zu sein in stressiger Umgebung, wie kann man lernen, abzuschalten und einzuschlafen, wenn man es möchte, wie kann man hartnäckige Angstgedanken oder Angstreaktionen ohne die Hilfe von Medikamenten überwinden.
Biofeedbacktherapeuten helfen dem Klienten dabei, die eigenen Stress- und Angstreaktionen als körperliche Phänomene zu begreifen, die mit einer Über- oder Unteraktivierung des vergetativen Nervensystems zu tun haben. Stressreaktionen, egal welcher Herkunft, verursachen immer gleiche Reaktionen: Verengung der Blutgefäße, heftigerer Herzschlag, Zentralisierung mit kalten Händen, Veränderung der peripheren Durchblutung, Absenkung der Hauttemperatur an den Händen und in der Folge Ohrgeräusche, Schwindel, Hyperfokussierung, Panikattacken. Diese physiologischen Reaktionen lassen sich messen, im EEG als Zunahme von schnellen Frequenzen, am Körper als Veränderung im Atemrhythmus, als Herzschlagbeschleunigung, als Veränderungen am Blutvolumenpuls, als Veränderung des Hautleitwerts. Das Bewusstwerden über den Zusammenhang zwischen den oft als bedrohlich empfundenen Symptomen und deren physiologischer Erklärung kann alleine schon hilfreich sein, aber alle gemessenen Parameter stehen auch einem Training offen, so kann man leicht lernen, den Atemrhytmus so zu gestalten, dass Stress verschwindet, man kann den Hautleitwert steuern lernen, je nachdem, ob man wacher oder ruhiger sei will, man kann leicht lernen, die Handtemperatur zu erhöhen und damit das Stresssystem auszuschalten, das schon auf die Veränderung einer Regelgröße wie z.B. der Hauttemperatur mit einem Herunterfahren der gesamten Stresssymptome beantwortet.
Biofeedback ist also Lernen durch Erkennen und Automatisieren von Körperfunktionen. Das Erlernte ist ein bleibender Schatz, der einem in allen Lebenslagen weiterhelfen wird. Während der Biofeedbacksitzungen wird eine Fortsetzung des Trainings zu Hause unterrichtet. Es wird also auf schnelle Unabhängigkeit vom Biofeedbacklehrer gedrängt. Insofern ist das Erlernen von Skills zur Selbststeuerung mit Hilfe von Biofeedback in zehn Sitzungen möglich. Auch Kinder profitieren (und lernen oft sehr schnell)
Neurofeedback
Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts hatte die US Luftwaffe Probleme mit einem neuen Treibstoff. Die Piloten erlitten epileptische Anfälle. Der Neurowissenschaftler Sterman hatte das EEG von Katzen mittels operanten Konditionierens dahin verändert, dass mehr so genannte SMR Frequenzen vom Hirn produziert wurden. Bei den Versuchen zeigte sich, dass die trainierten Katzen unempfindlich für den toxischen Stoff waren und nicht mit Anfällen reagierten. Das zeigte: ein EEG Training ist mittels operanten Konditionieren möglich. Sterman dehnte das Experiment auf eine seiner Mitarbeiterinnen aus, eine Epileptikerin, die nun als Belohnungsreiz allerdings Erfolgstöne zu hören bekamm, wenn das EEG in die gewünschte Richtung verändert wurde. Der Erfolg dieser Therapie, die dazu führte, dass die Dame anfallsfrei wurde, zeigte, dass die Übertragung auf Menschen möglich ist. In der Folge wurde das Trainieren des Gehirns mittels operanten Konditionierens in den USA und auch in der UDSSR etabliert. Gerade Professor Kropotov vom Hman Brain Institut Moskau bestätigt in seinen Büchern, dass die Neurotherapie in der UDSSR erfolgreich bei vielen psychischen Krankheiten angewendet wurde.
In Deutschland ist Neurofeedback seit einigen Jahren etabliert. Man unterscheidet grob zwischen dem Training langsamer kortikaler Potentiale und dem Frequenztraining. Beide haben sich in verschiedenen Studien als sehr wirksam bei Aufmerksamkeitsstörungen gezeigt.
In der Praxis sieht das so aus, dass nach einer Eingangsbefundung mittels eines 20 Kanal EEGs, das quantitaiv ausgewertet wird, ein Trainingsplan erstellt wird, bei dem festgelegt wird, an welchen Kopfpositionen die Elektroden angesetzt werden. Die Elektroden sind kleine Plättchen oder so genannte Brückenelektroden, die eine flache Messfläche haben, so dass sie auf dem Kopf stehen können, ohne Schmerzen zu verursachen. Eine EEG Haube, die aus Kunststoffschläuchen besteht oder ein Kleber befestigen die Elektroden, dass sie nicht verrutschen können. Zwei Ohrclips werden an den gegenüberliegenden Ohrläppchen befestigt. Nun wird das EEG an den Messpunkten in Echtzeit gemessen, ausgewertet und vom Threapeuten wird ein Erfolgsfenster vorgegeben. Immer wenn das EEG des Kindes oder Erwachsenen die Erfolgskriterien erfüllt, beginnt eine Computeranimation oder ein Film zu laufen. Immer wenn die Erfolgskriterien nicht erfüllt werden, wird das „Feedback“ gestoppt. So lernt der Proband, zuerst unbewusst, später bewusst, konzentriert zu bleiben.
Ziel ist es natürlich, die Hilfsmittel irgendwann nicht mehr zu benötigen. Dazu verknüpft man nach einer 10 Sitzungen umfassenden Lernphase das Neurofeedbacktraining mit kognitiven Aufgaben, z.B. Rechnen, Merken, Lesen, Rechtschreibung, während der Übungen ist die Rückmeldung der Konzentration nur als Ton möglich.
Es kommt dabei zum Konditionieren der Reaktion. Das Kind oder der Erwachsene wird in vergleichbaren Situationen ein neues Reaktionsmuster aufweisen können. In der letzten Phase des Therapiezyklus wird das Feedback weggelassen und der Therapeut beobachtet, ob der Proband in der Konzentration bleiben kann, wenn er es will.
Ein Neurofeedbacktraining dauert in der Regel 40 Sitzungen. Das erlernte neue Verhalten wird nie mehr vergessen. Es wird beherrscht wie z.B. Fahrrad Fahren.